Werder (Havel). Schmutzige Linien an den Hausfassaden in Bad Neuenahr-Ahrweiler bezeugen, wie hoch das Wasser Mitte Juli hier gestanden hat. „Die Erdgeschosse waren weg“, sagt Ludwig Schäler-Bode. Je näher man der Ahr kommt, desto zerstörerischer habe das Wasser gewütet. „Am Ufer ist gar nichts mehr übrig geblieben“, sagt der Feuerwehrmann. Die Zustände in der Kreisstadt des Landkreises Ahrweiler seien „unvorstellbar“.
Ludwig Schäler-Bode war Gruppenführer einer Löschgruppe aus fünf Feuerwehrleuten aus Werder (Havel), die vorige Woche einen Hilfskonvoi des Landkreises Potsdam-Mittelmark begleitet hat. Heiko Fengler, Julia Häußler, Mirko Jaekel und Tim Kuhlmey gehörten zur Werderaner Crew, die mit einem geländegängigen Löschfahrzeug unterwegs gewesen war. Zwei weitere Werderaner Feuerwehrleute – Knut Schellhorn und Jens Seegert – verstärkten den Erkundungstrupp des Landkreises.
Schon auf dem Weg von Beelitz-Heilstätten zum Bereitstellungsraum am Nürburgring habe der Konvoi viel Zuspruch erfahren:
„Aus vielen vorbeifahrenden Autofenstern gab es das Gefällt-mir-Zeichen.“
Später am Einsatzort habe es Beifall aus den Fenstern der Häuser gegeben – und immer wieder die Frage, was das Kennzeichen bedeutet. „Uns wurde sehr viel Sympathie und Dankbarkeit von den Einwohnern entgegengebracht. Es gab richtige Hochrufe auf Brandenburg“, so Ludwig Schäler-Bode.
Insgesamt waren 125 Feuerwehrleute aus dem Landkreis mit 28 Fahrzeugen an dem Hilfseinsatz beteiligt. Die Einheit wurde vor Ort in zwei Züge unterteilt. Besonders am ersten Tag sei man in Bereichen gewesen, in denen für die Feuerwehren fast nichts auszurichten war:
„Das sah aus wie in einem Kriegsgebiet.“
Am Tag zwei wurden die Werderaner dem Zug zugeordnet, der in Bad Neuenahr-Ahrweiler helfen sollte – einer Stadt, die etwa die Einwohnerzahl von Werder hat.

Mit Fäkalien und Unrat belasteter Schlamm bestimme dort das Bild, teilweise stinke es übel. Der Zug kümmerte sich um einen rund 500 Meter langen und 300 Meter breiten Abschnitt nördlich der Ahr im Ortsteil Bad Neuenahr. „Wir sondierten die Lage und gingen dann von Grundstück zu Grundstück, um den Bewohnern unsere Hilfe anzubieten“, so Ludwig Schäler-Bode. Die Zerstörung wachse mit der Nähe zum Flussbett, wo von einer Stadt nichts mehr zu erkennen sei.

Herausgerissene Bäume, Hausteile und Straßenfundamente erinnern an das, was hier mal war. Am Einsatzort wurden den Werderanern ein Grundstück gezeigt, auf dem ein Mann in seinem Gartenhaus zu Tode gekommen war:
„Zum Glück sind wir selbst nicht auf Verstorbene gestoßen, die wir bergen mussten.“
Weiter oben sehen die Häuser intakter aus, auch wenn das Mauerwerk nass sei und sie bisweilen bedrohlich schief stünden.
Von den Feuerwehrleuten wurden hier Keller ausgepumpt – von einer Schwimmhalle und einer Tiefgarage. Mit dem THW wurden zerstörte Autos geborgen. Eine 80-jährigen Dame halfen die Werderaner, ihr Haus von den zerstörten Möbeln zu befreien. „Das waren alles Tropfen auf den heißen Stein, aber wenn Viele ein Stück leisten, ergibt es ein Großes und Ganzes“, sagt Ludwig Schäler-Bode.
Vier Tage waren die Feuerwehrleute mit An- und Abreise unterwegs, zwei davon vor Ort. Samstagnacht kehrten sie zurück:
„In der Summe konnten die Kameraden aus dem Landkreis glaube ich einiges bewirken und haben den Leuten das Gefühl gegeben: Wir sind für euch da.“
Extrem wichtig sei die Hilfe, die von der Bundeswehr und dem Technischen Hilfswerk geleistet werde, die aktuell zum Beispiel Behelfsbrücken bauen und dem Schlamm zu Leibe rücken.
Nicht zuletzt gebe es in Bad Neuenahr eine massive Präsenz von Landwirten, die mit schwerem Landwirtschaftsgerät helfen, die Stadt vom Müll zu befreien. Noch wohnten viele Menschen in dem, was von ihren Häusern übrig geblieben ist. In den nächsten Wochen werde es darum gehen, den Müll und den kontaminierten Schlamm, der eine Seuchengefahr darstellt, zu beseitigen, wichtige Infrastrukturen zu reaktivieren und zu sondieren, was von den Häusern zu retten ist.
Ludwig Schäler-Bode:
„Ich glaube, Bad Neuenahr und die ganze Ahrweiler-Region haben noch einen sehr langen Weg vor sich.“

(Pressemitteilung der Stadt Werder (Havel) | Henry Klix | Artikelfoto: Ludwig Schäler-Bode mit Einsatzkarte (c) hkx)