Krahne. Martina Breyer macht ganz selbstverständlich mit bei der Aktion „Offene Ateliers“ im Land Brandenburg. Freundlich und offen empfängt sie die Besucher und unterbricht ihre Gartenarbeit. Haus und Garten verlangen so viel Arbeit, dass sie keine Minute verschenken möchte. Doch sobald sich jemand dem Kunstgut Krahne und ihrem Atelier nähert, hat sie so viel Zeit für den Besucher wie dieser bereit ist, ihre Arbeiten anzusehen und mit ihr zu plauschen.

Bereits kurz nachdem sie und ihr Partner Lutz Raschke das ehemalige, verfallene Gutshaus mit 43 Räumen und 94 Fenstern vor viereinhalb Jahren übernommen hatten, meldete sie sich bei Doris Patzer, in der Landkreisverwaltung für die Kunst zuständige, – und seit dem ist sie dabei.
In diesem Jahr machte sie selbst wegen Corona kaum Werbung, zumal der Termin vom Mai auf Oktober verschoben worden war. Trotzdem kamen das ganze Wochenende über immer wieder Kunstinteressierte zu ihr:
„Wir sind zufrieden. Der Zuspruch hat uns überrascht.“

In Ruhe darf man die überwiegend hellen, freundlichen Arbeiten mit Glas, Naturmaterialien, Papier, Filz und Textilien aus unterschiedlichen Schaffensperioden betrachten. Sie zaubern einem ein Lächeln ins Gesicht.
Breyer hat in Heiligendamm Innenarchitektur studiert, nach der Wende außerdem Textildesign. Ihre Kreativität und ihre Energie ziehen den Besucher in den Bann. Gern, beredt, lebhaft und im besten Berliner Dialekt erzählt Breyer von ihrer Arbeit:
„Es ist jedes Mal wie ein Geschenk auspacken, wenn ich die gefärbten Stoffe entfalte. Durch viel Erfahrung habe ich eine Vorstellung davon, wie das fertige Kunstwerk aussehen wird. Dennoch, es bleibt immer eine Überraschung.“

Das ist kein Wunder, schließlich kombiniert Breyer sehr unterschiedliche Färbeprozesse miteinander, färbt die Stoffe von Hell zu Dunkel. Wenn sie mit dem Ergebnis doch einmal nicht ganz zufrieden ist, arbeitet sie nach. Auf eine Technik will sich Breyer nicht festlegen:
„Ich habe immer viel selber gemacht. Jetzt kann ich nach und nach alles wieder ausprobieren.“

Breyer lässt andere gern an ihrem Können teilhaben und vermittelt ihr Wissen in Kursen. Sie freut sich, wenn die Nachbarn vorbeikommen. So mancher erzählt dann, dass er als Kind in dem großen Gebäude in den Kindergarten gegangen war. Der Krahner Kindergarten hatte hier von 1948 bis 2004 sein Domizil. Während der erste Bauabschnitt bereits Gestalt angenommen hat und heute Privatbereich und Atelier beinhaltet, sind Breyer und Raschke im zweiten Bauabschnitt mitten drin. Noch kann man im Untergeschoss die Tapetenreste mit Kindermotiven aus den Kindergartenzeiten entdecken. Vielleicht ab dem nächsten Frühjahr soll es hier einen großen Veranstaltungsraum und Ferienwohnungen für Künstlerkollegen und Urlauber geben.

Wer das Kunstgut Krahne besucht, der sollte ruhig einmal fragen, ob er um das große Haus herumgehen darf. Die Rückseite sieht noch besser aus als die Vorderseite. Im Garten ist jedes Beet von Breyer durchkomponiert, was man leider jetzt im Herbst nicht mehr so sieht. Es gibt zum Beispiel einen Juni-Garten und ein Rotes Beet. Ein Beet darf auch Raschke gestalten. Wenn man die beiden fragt, wie sie ein so riesiges Projekt, dazu den Garten und die eigene künstlerische Arbeit bewältigen, hat Raschke ein Rezept parat:
„Man muss sich kleine Ziele setzen. An den großen verzweifelt man.“

Ursprünglich wollte er gar nicht aus seinem Berliner Haus weg, als er die Ruine in Krahne gesehen hatte, erst recht nicht. Doch jetzt, nur wenige Jahre später, vermitteln beide sehr glaubhaft, hier die richtige Entscheidung getroffen und ihr Glück gefunden zu haben.